Am Freitag den 21.02.2025 versammelten sich zahlreiche Religionslehrkräfte, der unterschiedlichen Schulformen im Bistum Essen in der Wolfsburg, um gemeinsam über die Bedeutung der Demokratiebildung im Religionsunterricht ins Gespräch zu kommen. Schon beim Ankommen war die Vorfreude spürbar – bei einer Tasse Kaffee führten die ersten Begegnungen zu Erwartungen an einen Abend, der sich als ebenso tiefgründig wie inspirierend herausstellen sollte.
Ein gemeinsamer Auftakt im Zeichen der Würde
Die musikalische Vesper mit Generalvikar Klaus Pfeffer setzte den Ton für den Abend. Mit anschaulichen Worten und einer starken Bildsprache rückte Klaus Pfeffer eine Königsfigur von Ralf Knoblauch in den Mittelpunkt – ein Symbol für die unantastbare Würde jedes Menschen und machte auf die wichtige Aufgabe der Religionslehrkräfte für den Austausch über gesellschaftliche und persönliche Fragen aufmerksam. Demokratie, die weit mehr ist als ein politisches System, nämlich eine Haltung, eine gemeinsame Verantwortung, ein tägliches Miteinander, sei so zentrales Thema im Religionsunterricht. „Ihr seid der Hoffnung Gesicht“ Das Schlusslied der Vesper trug diesen Gedanken in jeder Zeile in sich.
Nach der Begrüßung durch Katharina Olgun und Prof. Dr. Paul Platzbecker führte Andreas Menne, Leiter des Medienkompetenzzentrums des Katholisch-Sozialen Instituts Siegburg, mit seinem Impulsvortrag in das Thema des Abends ein. Seine Worte zeigten eindrücklich, wie sehr Demokratiebildung über den bloßen Politikunterricht hinausgeht: Im Religionsunterricht können Schüler:innen lernen, sich selbst und andere in ihrer Würde wahrzunehmen, Verantwortung für das Miteinander zu übernehmen und kritisch zu hinterfragen, was sie an Informationen und Meinungen erreicht. Mit dem Hinweis auf den Beutelsbacher Konsens sowie die religionspädagogische Ausdifferenzierung in Schwerter und Koblenzer Konsent zeigte er wichtige Grundlagen für eine religiöse Bildung auf, die immer auch politische Bildung ist. Besonders die Bedeutung der Medienkompetenz wurde betont: Junge Menschen müssen befähigt werden, Fake News zu erkennen und ihre eigene Haltung reflektiert zu entwickeln.
Demokratie praktisch denken – Workshops voller Ideen
In den anschließenden schulformbezogenen Workshops wurde die Theorie mit Leben gefüllt. In Workshops tauschten sich die Teilnehmenden über konkrete Methoden und Ansätze aus, um Demokratie erlebbar zu machen:
- Demokratie in der Grundschule? Natürlich! Spielerische Methoden und alltagsnahe Erfahrungen, die Kindern bereits früh demokratische Werte näherbringen, wurden vorgestellt und ausgetestet.
- Verantwortung in der Sekundarstufe I – Pflicht oder Kür? Hier wurde intensiv diskutiert, wie Schüler:innen lernen können, sich selbst als Teil der Gesellschaft zu begreifen.
- Die Königsfiguren als Botschafter der Menschenwürde – eine haptische und anregende Herangehensweise – nicht nur – für die Oberstufe, die die Königsfiguren mit den Themen Menschenwürde und Demokratie vielfältig verbindet.
- Menschenbilder in Islam und Christentum– Ein Workshop, der eindrücklich zeigte, wie der Austausch zwischen den Religionen Brücken baut und neue Perspektiven eröffnet.
Die Atmosphäre in den Workshops war lebendig und voller Inspiration – es wurde diskutiert, ausprobiert und neue Ideen entstanden. Viele Lehrkräfte äußerten, dass sie mit wertvollen Impulsen für ihren Unterricht nach Hause gehen würden.
An dieser Stelle möchten wir darum noch einmal ausdrücklich allen Referent:innen, danken, die sich die Zeit genommen, die Workshops vorbereitet und durchgeführt haben!
Nach diesem inhaltsreichen Input tat die abschließende Begegnung bei einem gemeinsamen Imbiss besonders gut. In entspannter Atmosphäre setzten sich die Gespräche fort, Verbindungen wurden geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht. Deutlich zu spüren war, dass die Inhalte des Abends nachwirkten. Das Thema Demokratiebildung wurde nicht nur theoretisch behandelt, sondern war tatsächlich bereits in dieser Gemeinschaft erlebbar.
Der diesjährige Religionspädagogische Abend hat deutlich gemacht: Demokratiebildung ist kein Randthema des Religionsunterrichts – sie ist zentral für das Miteinander in Schule und Gesellschaft. Die Veranstaltung zeigte, wie der Religionsunterricht Schüler:innen Räume bieten kann, in denen sie sich ausprobieren, kritisch denken und Verantwortung übernehmen können.
Für diese wichtige Aufgabe möchten wir mit dem Religionspädagogischen Abend, aber auch an dieser Stelle danken. Danke für das Wirken als Religionslehrkraft, das Engagement und die Kreativität. Danke für die unzähligen Gespräche, die Sie als Religionslehrkräfte führen, für die ermutigenden Worte, die Sie finden, für die Räume, die Sie öffnen, damit junge Menschen sich entfalten können. Ihre Arbeit ist essenziell für unsere Gesellschaft – sie prägt die nächste Generation und ermöglicht ihr Orientierung und Halt zu finden, ohne dabei mit vorschnellen einfachen Antworten zufrieden zu sein.
Mit vielen Eindrücken, neuen Ideen und der Gewissheit, dass dieser Austausch weitergehen muss, verließen wir als Team daher die Wolfsburg – gestärkt in der Überzeugung, dass Demokratieförderung eine Aufgabe ist, die uns alle angeht. Wir freuen uns auf die Weiterarbeit und den nächsten gemeinsamen Religionspädagogischen Abend!
Unterrichtsmaterial für den Religionsunterricht aus den Workshops am Religionspädagogischen Abend
Königlich! - Die Königsfiguren von Ralf Knoblauch als Botschafter der Menschenwürde in der Schule (Sek II-Workshop, Materialien erstellt von Ute Lonny-Platzbecker und Prof. Dr. Paul Platzbecker):
Menschenbilder in Islam und Christentum (BK-Workshop, Materialien erstellt von Reyhan Yildiz und Katharina Olgun): Hier können Sie das Material einsehen.