Wie kam er aus seinem Hamsterrad raus?
Man könnte meinen als römischer Soldat ist man fest in seinem Tunnel an Aufgaben. So wie wir heute: Konzentriert auf die nächsten Aufgaben, Unterrichtsvorbereitungen, Korrekturen...
Dabei fällt es uns schwer, überhaupt erst uns selbst in den Blick zu nehmen, aus dem Hamsterrad rauszukommen.
St. Martin geht sogar noch weiter: Er nimmt sogar seine Mitmenschen in den Blick.
Er kann für uns heute ein Beispiel der Achtsamkeit sein, weil er achtsam für seine Mitmenschen gewesen ist und ihr Leid erkannt hat.
Vielleicht haben wir auch wahrgenommen, dass es jemandem um uns rum, momentan nicht so gut geht: Fragen wir doch einfach mal, was der Person guttun würde: Ein Kaffee? Ein kurzes Gespräch? Eine Umarmung?
Warum gibt er nicht seinen ganzen Mantel?
Wieso hat St. Martin nicht auch einfach mal seinen ganzen Mantel abgeben können? Warum den Mantel mit einem Schwert durchtrennen?
Vielleicht muss die Frage anders lauten: Wie kann Nächstenliebe wirklich gelingen?
Es heißt bekanntermaßen: Liebe deinen Nächsten - wie dich selbst!
Den Aspekt der “Selbstliebe” vergessen wir ganz oft - nicht so St. Martin.
Er hat auch an sich gedacht, auch auf sich gehört und geteilt - nicht ganz gegeben, weil er dadurch auch für sich noch etwas Wärmendes hatte. Auf diese Weise hatten beide etwas davon: St. Martin und der Bettler.
Was hat das überhaupt mit Gott zu tun?
Lichterfeste oder Sonnen, Mond und Sternefeste könnten doch ausreichen? Was hat denn eigentlich dieser St. Martin mit Gott zu tun?
Was bei der Geschichte um St. Martin oft nicht mehr erzählt wird, ist wie es für Martin nach der Begegnung mit dem Bettler weiterging: Der bis dahin nicht christlich getaufte Martin träumt von Jesus, der sich bei ihm für seine Taten bedankt: “Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.”
Die Martingeschichte ist also nicht nur eine Geschichte von einem Mann, der ein Vorbild war, sondern auch eine Erzählung davon, wie man Gott erfahren kann. In meinem barmherzigen Gegenüber wird Gottes Liebe sichtbar.
Wie kann St. Martin ein Vorbild für unsere Politiker:innen sein?
In unserer Leistungsgesellschaft messen wir die Erfolge unserer Politiker:innen oft in Bruttosozialprodukt oder Exportüberschuss. - Aber was hat das mit St. Martin zu tun?
Wenn wir aber den Satz ernstnehmen, den Jesus im Traum zu Martin gesagt hat, dann liegt die eigentliche Stärke, der eigentliche Erfolg von Politik und Wirtschaft wo anders:
“Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.”
Dann bemisst sich Erfolg von Politiker:innen an dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit. Den Mindestlohn zu erhöhen, Kindergrundsicherung zu realisieren, humane Geflüchtetenpolitik gestalten, statt Erfolg an Wirtschaftskraft oder den starken Staat durch Polizeipräsenz zu realisieren.