Im Anfang
bist du
ewiges, verborgenes Geheimnis
schöpferisch Liebende
in deiner Sehnsucht
deinem Wort
Ich will, dass du bist
Im Anfang
bin ich
gewollt und geliebt
geschaffen in der Erde Tiefe
beatmet von deiner Zärtlichkeit
Staunenswert
Du
in deinem beständigen Wirken
aus Liebe
in den vielfältigen Spuren
deiner Schöpfung
und Ich – dein Ebenbild
hineingesetzt
in deine Welt, in das Leben
beschenkt und begabt
mit Augen, damit sie wahrnehmen
die Schönheit der Schöpfung
und ihre Verletzlichkeit
mit Ohren, damit sie hören
die stille Hoffnung
und die Not der Geschöpfe
mit einem Herzen, damit ich fühle
dein schweigendes Dasein
und das Leben,
das gestaltet werden will
durch mein Mit-wirken
in Verantwortung und Solidarität
Im Anfang – Du
in der Sehnsucht deiner Liebe
in Allem
Inspiriert von Hungertuch + Genesis 2,7-9
C) Norbert Lammers OFM, Hofheim
Meditative Texte zu den weiteren Fastensonntagen finden Sie im „Arbeitsheft zum Hungertuch“, zu bestellen unter: www.misereor-medien.de
Die blaue Farbe erinnert uns an den Beginn der Bibel: der Geist schwebt über dem Wasser. Physikalisch ist die Erde entstanden aus dem Urknall. Alles Leben besteht aus den Elementen Wasserstoff, Helium, Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff. Wir bestehen aus und leben zugleich von diesen Bauteilen. Wir sind Teil der Schöpfung und Teil des Universums. Wie bewusst sind mir diese Zusammenhänge? Was bedeutet diese unauflösliche Verbindung für mich und mein Leben?
Wo ist mein Platz im Universum, auf der Erde, in meinem Umfeld, in meinem Alltag?
"Das kostet die Welt“ lesen wir auf einem der Schnipsel auf dem Hungertuch. Der wahre Preis der Zerstörung ist höher, als der, den wir an der Supermarktkasse zahlen. Deshalb fragt Misereor mit diesem Hungertuch:
Was ist uns heilig?
Was tasten wir nicht an?
Was ist uns das Leben wert?
Hören wir noch Gottes Stimme in unseren Mitgeschöpfen sprechen? Die Enzyklika „Laudato si´“ sieht durchaus einen Zusammenhang zwischen den äußeren Wüsten, die wachsen, weil die innere Leere sich ausbreitet (Laudato si´, 217). Wie können wir einen Beitrag leisten, damit unsere Welt heil bleibt und wir das Heilige, das, was nicht verfügbar und bepreisbar ist, respektieren?
Manchmal schäumt das Meer bei Flut unerwartete Schätze an Land. So sind unter den vielen verstörenden Nachrichten in einem Haufen alter Zeitungsschnipsel auch manche, die Mut machen: Neubeginn, vom Anfang, Frauen Heldin Wissen oder wo Menschen sich wohlfühlen, mit denen wir ins Leben gehen und Farbe bekennen. Emeka Udemba klebt sie wie bunte, tröstende Pflaster auf die Wunden der Schöpfung.
Wir brauchen Menschen, die Lust auf diese Veränderungen haben und sie mit Leidenschaft vorantreiben. Menschen, die Verantwortung übernehmen, weil wir die erste Generation sind, die das ganze Ausmaß der Krise überblicken und die letzte, die sie wird aufhalten können. So ist das Hungertuch Einladung zur „Schöpfungs-Lust“, zur Einmischung für Frauen und Männer, damit wir und unsere Kinder nicht unser blaues Wunder erleben werden. Es ist Einladung, Teil der „Schöpfungs-Erzählungen“ zu sein. Solange es solche Initiativen und mutige Aufbrüche gibt, ist die Hoffnung nach einem anderen, neuen Gesicht der Erde nicht totzukriegen. Es liegt in unseren Händen!
Ausschnitt aus: "Schöpfungs-Lust" von Pirmin Spiegel, Misereor