Brendan Canty, Kurzspielfilm, Irland, 2019, 15 Minuten, ab Jahrgangsstufe 9
Originalfassung mit Untertiteln
Christy, ein Jugendlicher aus der irischen Industriestadt Cork, ist nach seinem Schulabbruch auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. Es gelingt ihm, ein Vorstellungsgespräch bei einem Baustoffhandel zu bekommen und er bereitet sich gewissenhaft darauf vor: steht früh auf, während alle anderen in der Wohnung noch im Bett liegen bleiben, bügelt sich ein Hemd, wäscht sich, hat sich von seinem Bruder einen Lebenslauf ausdrucken lassen, macht sich zeitig auf den Weg und kommt pünktlich an.
Das Bewerbungsgespräch läuft für den 16-jährigen nicht gut, weil sein Bruder den Lebenslauf geschönt hat. Der Gesprächspartner, der Niederlassungsleiter, treibt Christy durch Nachfragen in die Enge und testet, ob er die Wahrheit sagt. Christy, von der Situation vollkommen überfordert, gibt zwar im letzten Augenblick die Lüge zu, es ist aber zu spät, der Interviewer bricht das Gespräch ab und schickt ihn weg.
Frustriert trifft Christy einige Kinder aus seiner Umgebung, die auf der Suche nach Brennmaterial für ein Lagerfeuer sind. Gemeinsam mit ihnen klaut er Holzpaletten in dem Baustoffhandel, bei dem er gerade eine Abfuhr einstecken musste. Sie werden erwischt, können aber flüchten. Wieder in seiner Clique muss Christy den Spott seiner Freunde ertragen. Sie machen sich über seinen Lebenslauf lustig, geraten darüber in Streit, versöhnen sich allerdings schnell wieder. Am Abend sitzen alle vor einem Lagerfeuer und verbringen die Zeit zufrieden in Gemeinschaft.
„Trotz seiner rauen Sprache erzählt der Film liebevoll von der chaotischen Lebenssituation des Hauptdarstellers und seiner Unfähigkeit, sich bei einem Vorstellungsgespräch für einen Hilfsjob zu behaupten. Alles scheint perspektivlos zu sein und dennoch spielen Zusammenhalt, Freundschaft und Verbindung eine große Rolle. Die Darsteller sind hauptsächlich Kinder und Jugendliche, sie schaffen eine berührende Atmosphäre und lassen den Zuschauer nachdenklich und ergriffen zurück“ (Jugendjury, Kurzfilmtage Oberhausen 2020).
Der bildgewaltige Film lässt den Betrachter in zwei verschiedene Welten blicken und spielt dabei mit zwei völlig unterschiedlichen Eindrücken, die er von Christy und seinen Freunden haben kann. Da ist die Welt des Arbeitslebens, die fremd und verschlossen bleibt. Christy wagt den Versuch dort einzudringen, es gelingt ihm aber nicht. Dabei erscheint der Junge manchmal als der jugendliche Chaot: frech und aufsässig; dann aber wieder - und diese Seite überwiegt - als sympathischer, höflicher, liebevoller und verantwortungsbewusster Teenager, der aus seinem Umfeld nur schlechte Chancen mit auf den Weg bekommen hat. Harmonisch sind dagegen die Szenen im Freundeskreis, visualisiert durch ein Sofa auf einer Wiese vor dem Hintergrund einer Straße und einer hässlichen Wohnsiedlung und durch die behagliche Atmosphäre am Lagerfeuer, die Geborgenheit und Solidarität und Wärme zu Ausdruck bringt.
Inwieweit Christys Lebenswirklichkeit von jener der Schülerinnen und Schüler abweicht, kann sehr unterschiedlich sein. In seinem Umfeld findet er wenig Unterstützung, weil sein Freundeskreis andere Interessen hat: Feiern, Drogen, Abhängen. Es bleibt aber die Vergleichbarkeit hinsichtlich der Arbeitsplatzsuche mit allem Stress und allen Schwierigkeiten und vor allem die Frage, welchen Weg man im Leben einschlagen will. Die Auseinandersetzung mit der Person „Christy“ kann im Unterricht einen Vergleich seiner Stärken und Schwächen mit den eigenen beinhalten und dann zur eigenen Standortsuche führen. In höheren Klassen können zunehmend auch soziale Aspekte und die Frage nach einer gerechten Gesellschaft in den Blick genommen werden.
Christy hat die besondere Empfehlung der Religionslehrer*innen im Rahmen des Lehrer-Workshops bei den Kurzfilmtagen Oberhausen 2020 (Edition Oberhausen) erhalten. Die Themenvielfalt des Films bietet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten im Unterricht: z.B. zu den Themen Arbeitsplatz, Chancen ergreifen/ermöglichen, Clique, Ehrlichkeit, Enttäuschungen bewältigen, Familie, Freundschaft, Hoffnung, Lüge-Wahrheit-Wahrhaftigkeit, Sozialisation, Symbole, Vertrauen, Zukunftsangst, Zuspruch geben. Praxiserprobtes Arbeitsmaterial mit attraktiven Arbeitsblättern erleichtert die Erschließung des Films und die Gestaltung der weiteren Unterrichtsstunden.
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